Meine Osterkrippe

Krippen haben mich eigentlich immer fasziniert. Schon als Kind habe ich Weihnachtskrippen mit Karton, Laubsäge und Ausschneidefiguren gebastelt. Als Ministrant durfte ich mithelfen, die Krippe in der Kirche aufzustellen, die Krippe in meinem Kloster St. Lambrecht ist ein Glanzstück Jahrhunderte alter alpenländischer Tradition.

Osterkrippen oder Fastenkrippen waren mir weniger vertraut, wohl aber das Heilige Grab mit den bunten Glaskugeln und der spätbarocke Kenotaph, aufgebaut um Allerseelen als Erinnerung an alles Sterbliche, auch diesen durfte ich den Restauratoren anvertrauen. Aber die Osterkrippe fehlte mir. Eine faszinierende konnte ich in Pinkafeld sehen, Georg Renner sollte auch der Erbauer meiner Krippe werden. Natürlich weiß ich, dass Krippendarstellungen niemals das Evangelium und die Feier des Weihnachts- oder Osterfestes ersetzen, aber sie gehören zum Fest. Literatur, Musik, Kunst und die szenische Darstellung der Krippen erzählen das Geschehen von Menschwerdung, Passion und Auferstehung Jesu Christi, machen das Gedächtnis lebendig. Diese Wahrheit lässt sich mit unserem Verstand allein nicht begreifen. Jede Krippe, auch die einfachste, erweckt Staunen und Verwunderung und übersteigt die menschliche Logik. Immerhin erzählen sie von der Logik Gottes, vom Geheimnis der Erlösung, die Krippe ist das in Gestalt gekommene Evangelium, nimmt Bezug auf das Heute und Jetzt und stellt das Leben der Menschen in das Leben Gottes hinein. Die Osterkrippe allerdings kann, ebenso wenig wie der Kreuzweg, die eigentliche österliche Wahrheit nicht abbilden: die Wahrheit der Auferstehung. Diese sprengt Geschichte und Zeit.

Alle Krippenbauer, die sich ans Werk machen, leisten viel mehr als eine Bastelarbeit, sie bringen sich und ihr Leben zur Sprache und sie setzen sich auch

dem Dialog mit Gott aus.

Pater Karl Schauer